Geschichte

1927.

 

Karl Steuer - unvergessener Humorpoet

 

In der Jubiläumszeitung 1980 findet sich ein schöner Text, der das Wirken von Karl Steuer beschreibt:

"Recht früh hatte Karl Steuer - schon vom Vater her mit Narrenblut ausgestattet - Podium und Bühne als erstrebten Wirkungskreis erkannt: Als Jungnarr stand er bereits 1927 auf fasnachtlichen Brettern, drei Jahre zuvor hatte er als 15jähriger Schüler schon als Statist (Stadtsoldat mit Hellebarde) bei den Freilichtaufführungen eines Dramas an der Nordseite des Münsterplatzes mitgewirkt. Wovon er abenteurlich-heiter oft erzählte.

Der eigentliche Aufstieg des "Steuer-Karle", wie ihn die Konstanzer liebevoll bald nannten, begann schon in der Besatzungszeit bei den Revuen und Musikaletten, die Werner Knuth im Capitol aufführte; er richtete sie für den Texter und Komponisten Knuth auf "konstanzerisch" ein und spielte mit. Fruchtbare Zusammenarbeit und Freundschaft entstand und Fundamente wuchsen für die später so erfolgsgekrönten Elefantenkonzerte, in denen humorschöpferisch, wortgewaltig und pointensicher Jahr für Jahr lokale und überregionale Ereignisse heiter beleuchtet und verulkt wurden.

Es entstanden aus Einfällen und Idee-Szenen dicke Spielbücher, in denen Texte und Melodien zusammenwuchsen zu jeweils vier und fünf Stunden dauernden Programmen mit Solo-Auftritten und personenreichen Spielszenen; wahre Gebirge von prächtigen Texten und klingender Musik, die meist eigens für diese Narrenkonzerte komponiert worden waren. Auch von Werner Knuth, was nicht verschwiegen werden soll.

In seinen Elefantenjahren hatte Karl Steuer auch immer eine gute Nase für andere begabte Narren, er spielte sie nie an die Wand, sie alle hatten ihren guten Platz neben seinen vielen Auftritten. Namen, die mit dazugehören, fallen uns ein: Der ebenfalls unvergessene Ehrenpräsident Walter Straehl, Sepp Bader, Karl Ruppaner, Heinz Miller, Paul Dorsch und Juri Dexling, Erich Enssle, Edith Ehricke, Gertrud Girardelli-Steuer, Edy König, Mingo Boadella, Joachim Graf, und viele andere von hohem Narrenrang. Ehrenhalber schickt es sich hier, dass auch Steuer-Karles "Vorfahre" Konrad Kaltschmidt genannt wird, der einst die Zwanzigerjahre vergoldete."

 

In der Jubiläumszeitung 1955 ist Folgendes über diesen Ausnahmenarren der Elefanten AG zu lesen:

"Seit Jahren hat die Stadt Konstanz einen Mann in ihren Mauern, der in dieser Kunst (Anmerkung: Derbe und Deutlichkeit mit Humor zu versöhnen) ein wahrer Virtuose ist und der allen anderen Fasnachtsnarren ein Beispiel gibt. Chronisten späterer Zeiten werden einmal eine ganze Epoche Konstanzer Fasnacht abzugrenzen haben, aus der dieser eine Mann nicht wegzudenken ist.

Auf der Elefantenbühne erscheint er freilich in wechselnden Masken, in Gestalten so vielfältig wie die Konstanzer Fasnacht selbst. ... Und all diese verschiedenen Typen erweitert noch eine ganze Schar von weiblichen und männlichen Mitarbeitern, die alle aber seine Texte sprechen und unter seiner Regie auftreten.

Was wären die Elefantenkonzerte heute ohne diesen einen Mann Karl Steuer, der hinter allem steht und den Rundfunkhörern ein Begriff ist wie die Dialektkomiker anderer deutscher Landschaften und der sich am Aschermittwoch in seinen schlichten Konstanzer Alltag als Orthopädiemeister zurückzieht?

Mit Karl Steuer haben die Elefanten-Konzerte einen neuen Stil ausgebildet: man strebt längst nicht mehr nach dem falschen Kostümflitter romantischer Historienmalerei. Dank ihm behaupten nun endgültig die Marktfrauen, die Dammglonker und Frichtle, Putzfrauen und Geldbriefträger, die Frau Unterpostassistent, die Arbeiter und Handwerker aus allen Stadtvierteln und der Pantoffelheld mit seinem Hausdrachen die Bühne und bringen mit ihrem Mutterwitz wieder ins Gleichgewicht, was das Jahr über die Gstudierten und die Politiker von den Stadträten bis zu den Diplomaten und Staatsmännern durcheinandergebracht haben.

Wenn Karl Steuer so Jahr für Jahr in die Bütte steigt und den Lauf der Dinge im Großen wie im Kleinen in hintergründigen Wortkaskaden durcheinander wirbelt, Wahres und Erdichtetes, Gereimtes und Ungereimtes, Erdachtes und Erflunkertes, und wieder einmal ein Elefantenkonzert unter stürmischen Beifall zu Ende geht, dann meint man fast immer: So etwas kann selbst einem Karl Steuer kein zweites Mal mehr einfallen. Aber sein Humor, der sich in schwerster Notzeit nach dem Krieg als ein rechter Rettungsring im Strom des Lebens erwies, fördert immer neu in wuchernder Fülle Bilder und Gedanken, Lieder und Szenen, uferlos und unerschöpflich - wie der Geist der Konstanzer Fasnacht selbst."

 

 

Karl Steuer ist nicht nur selber in unzähligen Rollen auf der Bühne, sondern leitet als Betriebsdirektor alle Konzerte und sonstigen programmatischen Auftritte. Er schreibt unzählige Texte für die Bütt, für Lieder, Fasnachtsschlager, ...

Für das Jubiläum 1955 beschreibt er in bekannter humorvoller Manier, wie man das denn schafft - ein Elefantenkonzert auf die Beine zu stellen, von denen teilweise sage und schreibe zwölf Veranstaltungen durchgeführt werden. Dort schreibt er auch, dass er erst am 1.11. beginnt, den 11.11. vorzubereiten. Danach gönnt er sich nur drei Ruheabende und darauf beginnt er mit den Vorbereitungen für die Elefantenkonzerte.

 

Schunkellied "Wit oder wit it" aus dem Elefantenkonzert 1953

 

 

Büttenrede aus dem Elefantenkonzert 1953