1914 - 1948

Schwere Jahre: Von Krieg zu Krieg
Die Zeit von 1914 bis 1948 brachte für alle Beteiligten sowohl wirtschaftlich, als auch politisch schwere Jahre. Zum Feiern gab es wenig Anlaß, angesichts zweier Weltkriege mit schrecklichen menschlichen und auch hohen materiellen Verlusten. Inflation, Weltwirtschaftskrise, politische Unruhen in der Weimarer Republik und anschließende Diktatur schränkten die Fasnacht in der Zwischenkriegszeit ein. Nachdem im 19. Jahrhundert zuerst in Radolfzell (1841) und dann in Überlingen (1863) Narrenvereine entstanden waren, regte sich auch in Konstanz Ende der 1870er Jahre in der Bevölkerung vermehrt der Wunsch nach einem verstärkten Engagement, das sogar in der lokalen Presse einen Widerhall fand. Die Fasnacht selbst lag jedoch danieder und stand in Verruf. Viele Konstanzer kannten die Narrensprüche nicht mehr, und auf der von nur sehr wenigen Aktiven durchgeführten Straßenfasnacht ging es oft derb, roh und beleidigend zu.
Der Erste Weltkrieg
Behördlicherseits wurden alle fasnachtlichen Veranstaltungen und Betätigungen untersagt. Trotz Krieg traf sich der aufgrund von Einberufungen reduzierte Elferrat am 11.11.1914. Offiziell beschloß er, von jeglichen Veranstaltungen abzusehen. Tatsächlich betraf dies jedoch nur die öffentlichen Veranstaltungen. Es existieren vereinzelte Hinweise darauf, daß die Elefanten, trotz des Weltkrieges, im privaten Kreis sehr wohl Fasnacht feierten.
Fasnacht - Zwischen Verboten und Beschränkungen
Das behördliche Fasnachtsverbot blieb auch nach dem Ersten Weltkrieg bis 1921 in Kraft. Zwar trafen sich die Elferräte nun auch offiziell wieder regelmäßig ab 1919, aber die Elefanten AG feierte nur im privaten Kreis.
Nach dem ersten Weltkrieg blieb die Fasnacht bis in die 30er Jahre umstritten. Befürworter und Gegner lieferten sich öffentlich und in den Zeitungen jahrelange Wortgefechte. Wirtschaftliche und politische Motive vermischten sich bei Befürwortern und Gegnern. Zu einer Mäßigung der Angriffe kam es erst 1927/28, um mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise ab 1929 erneut aufzuflammen.
Auch andere Details trübten die Einstellung der Behörden zur Fasnacht. Bereits in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nahm der Verbrauch an Konfetti derart zu, daß man von wahren "Konfettischlachten" sprach. Nachdem 1902 12 Wagen voll Konfetti durch die Stadt abgeführt werden mußten, wuchs der allgemeine Unwille hierüber, so daß schließlich ein behördliches Verbot ausgesprochen wurde. Offensichtlich hielten sich jedoch nicht alle Konstanzer daran. Schließlich faßte der Stadtrat einen Beschluß zur Beschränkung der Fasnacht.
1921
Nach 7 Jahren Pause veranstaltete die Elefanten AG 1921 wieder ein Karnevalskonzert mit anschließendem Elefantenball. Das Tragen von Masken verboten die Behörden jedoch noch bis einschließlich 1922.

20er und 30er Jahre
Im Vergleich zur Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und besonders nach dem Zweiten lag die Fasnacht in der Zwischenkriegszeit danieder. Zuerst hemmte die Revolution jedes Treiben, dann die Inflation bis 1924 und ab 1929 die Weltwirtschaftskrise bis in die Mitte der 30er Jahre. Ab 1933 kamen politische Beschränkungen hinzu.
Einen öffentlichen Umzug für Erwachsene organisierte die Elefanten AG mangels allgemeinen Interesses erst wieder 1928.
Während die öffentliche Fasnacht auf den Straßen kaum zu beleben war, blühten ab Mitte der 20er Jahre die Saalveranstaltungen langsam wieder auf. 1927 feierte Karl Steuer seinen ersten Auftritt auf fasnachtlichen Brettern, und zum Elefantenball 1929 zählten wir 1.500 Gäste.
Das 50-jährige Jubiläum 1930 wurde mit viel Aufwand gefeiert. Die Schulden behinderten die Aktivitäten der folgenden Jahre, sodaß das nächste Elefantenkonzert erst 1935 stattfinden konnte. Danach folgten jährlich weitere bis 1939.
Tanz und andere Konkurrenz
Ab den frühen 20er Jahren kamen in der Fasnachtszeit in Konstanz viele weitere kleine Vereinsveranstaltungen und private Kappenabende hinzu. Diese reduzierten die Besucherzahlen der Großveranstaltungen der Elefanten. In manchen Jahren konnte der große Konzilsaal nicht mit Gästen gefüllt werden. Gemälde Tanzen aus dem Goldenen Buch der EAG Vor allem das kostenlose Tanzen in fast allen Lokalen wurde damals als Hauptfeind der Fasnacht ausgemacht. Die laute Musik, sowie die "Tanzwut" der Gäste in den meisten Konstanzer Lokalen, machten sowohl das Schnurren als auch besonders das Durchführen von Vorführungen dort sehr schwierig.
Brutstätte neuer Narren-Vereine
Brauchtumspflege wurde bei der Elefanten AG immer sehr selbstlos betrieben. Nie wurden die Elferräte müde, alten Figuren zu neuen Glanz oder sogar einer Vereinsgründung zu verhelfen. 1933 setzte sich z.B. Ludwig Müller auf der Redoute der Elefanten AG mit Preisverleihung für das schönste Kostüm für das Wiederaufleben der Blätzlebuben ein. 1936 wurde ihm von uns das neu geschaffene Amt "Plätzlevater" verliehen, "wegen seiner großen Verdienste um die Errichtung einer neuen Blätzlebuebengruppe, die dem Elefant angeschlossen ist und ü. 80 Mitglieder zählt".
Soziales Engagement
Für Wohltätigkeitszwecke wurden bereits 1882, als unser Verein über nur geringe Geldmittel verfügte, 100 Goldmark an vom Hochwasser Geschädigte gespendet. Das 1914 vorhandene Barvermögen wurde während des Krieges ebenfalls wohltätigen Zwecken zugeführt. 1921 wurde zum Gedenken an den Gründer die Noppelstiftung ins Leben gerufen. Sie kümmerte sich darum, daß Pensionäre in Konstanzer Altenheimen jeden 11.11. eine Fasnachtsspeisung erhielten.
Bereits in den 1880er Jahren wollten die Elferräte die Kinder zur aktiven Fasnacht motivieren, indem sie gedörrtes Obst, Gutsele, Würste, Brötchen etc. an die Aufsager alter Narrensprüche auswarfen. Dieses damals herausragende Engagement für die Jugendlichen mündete 1914 im ersten Kinderball der Elefanten. 1925 nahm die Elefanten AG den Kinderumzug am Fasnachtssonntag wieder auf. Und auch 1948 organisierten wir den ersten Kinderumzug der Nachkriegszeit. Eine weitere Attraktion für Kinder - der Hemdglonkerumzug - wurde früh von der Elefanten AG unterstützt. So waren es 1948 wir, die den ersten Hemdglonkerumzug nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer Musikkapelle an der Spitze durch die Altstadt führten und somit diese Tradition neu belebten.
Einzug der Technik
Schon 1910 wurde der große Jubiläumsumzug der Elefanten AG auf einem Film festgehalten. Die Technikeuphorie nahm jedoch in der Zwischenkriegszeit nochmals zu. 1930 wurde die Festsitzung der Elefanten AG über die Radiosender Stuttgart, Freiburg, Frankfurt und Kassel übertragen. Schon früh waren die Elefanten bemüht, eine Brücke zwischen Brauchtum und Moderne zu schlagen.
Der Zweite Weltkrieg
Auch im Zweiten Weltkrieg war offiziell die Fasnacht wieder verboten. Trotz Krieg traf sich jedoch wieder der aufgrund von Einberufungen reduzierte Elferrat regelmäßig. Offiziell hielt auch er sich daran, keine Veranstaltungen abzuhalten. Es existieren jedoch für den Zweiten Weltkrieg zahlreiche Hinweise, daß die Elefanten im privaten Kreis sehr wohl Fasnacht feierten. So finden sich Eintragungen über diverse närrische Treffen "im wohlgetarnten Schützenhaus" zwischen 1941 und 45, an denen auch "die Freunde unser[er] Sache in geheimen Sitzungen zusammen" kamen.
Die Nachkriegszeit
Offiziell blieb nach dem Krieg die Fasnacht verboten. So gab es auch 1946 keinen Hemdglonker-Umzug. Dennoch wurde in privaten Räumen mit Wissen und Duldung der französischen Besatzungstruppen von der Elefanten AG Fasnacht gefeiert. Der französische Stadtkommandant soll selbst auf derartigen als Hausball getarnten Veranstaltungen anwesend gewesen sein.
Bühnenfasnacht der EAG 1946
Dieses Foto aus dem Jahre 1946 (sowie das noch erhaltene Programm von damals) belegt eindeutig, dass trotz angeblicher Verbote der französischen Besatzungstruppen die Elefanten bereits damals wieder eine Bühnenfasnacht durchführten. Der lustige Abend im Capitol (heute Gemeindezentrum St. Stefan) trug den Titel "Konstanz das bist du!"
Auf den Straßen traten - trotz Verbotes - ab 1946 vor allem die Jugendlichen wieder maskiert an Fasnacht auf. Ab dem 11.11.1946 trafen sich die Elferräte auch offiziell wieder zu ihren Sitzungen mit närrischem Umtrunk. 1947 folgten Frühschoppen mit Hausball bis in die Nacht. Erst 1948 wurde jedoch die Straßenfasnacht wieder offiziell belebt. Mit der Währungsreform und der Gründung der BRD fielen die letzten Schranken, und die Elefanten AG begann 1949 mit dem ersten Elefantenkonzert der Nachkriegszeit ihren kometenhaften Aufstieg.

Text: Dr. J. Schuhmacher, Bilder: Goldenes Buch und Archiv der EAG