1880-1914 - Die Gründerjahre

Von der Bronzezeit bis 1880
Die erste schriftliche Erwähnung der Elefanten läßt sich auf ca. 3.000 vor Christus datieren. Bereits im Alten Testament wurden zwei Elefanten auf der Arche Noah verzeichnet.
218 vor Christus fanden sich 37 Elefanten in Hannibals Gefolge, als er die Alpen überquerte. Gemeinsam fügten sie den Römern die schwerste Niederlage ihrer Geschichte zu.
Ab dem Mittelalter lassen sich auch in Konstanz zwar Zunftessen und ab dem 18. Jahrhundert Maskenbälle nachweisen. Aber insgesamt war die Fasnacht eher eine kurze und durch viele, oft jahrelange, Unterbrechungen gekennzeichnete Erscheinung.
Nachdem im 19. Jahrhundert zuerst in Radolfzell (1841) und dann in Überlingen (1863) Narrenvereine entstanden waren, regte sich auch in Konstanz Ende der 1870er Jahre in der Bevölkerung vermehrt der Wunsch nach einem verstärkten Engagement, das sogar in der lokalen Presse einen Widerhall fand. Die Fasnacht selbst lag jedoch danieder und stand in Verruf. Viele Konstanzer kannten die Narrensprüche nicht mehr, und auf der von nur sehr wenigen Aktiven durchgeführten Straßenfasnacht ging es oft derb, roh und beleidigend zu.
Soziale und wirtschaftliche Lage
Nach der Reichsgründung 1871 kam es zum Wirtschaftsaufschwung der Gründerjahre und ab 1873 zur lang andauernden Gründerkrise, die auch Konstanz erfaßte. Ferner war die Zeit der Industrialisierung durch rapide technische und soziale Veränderungen mit zunehmenden sozialen Spannungen verbunden. Überdies kam es im Zuge der langwierigen Umsetzung der Reichseinheit zu erheblichen Umwälzungen und politisch-religiösen Konflikten, wie dem Kulturkampf, welche die Gesellschaft spalteten.
Geprägt wurde die Epoche ferner durch den Historismus, eine weit verbreitete Rückbesinnung auf die Geschichte, die bis hin zur Architektur alle Bereiche des damaligen Lebens erfaßte. Auch die Brauchtumspflege stand hoch im Kurs. Hierunter fiel die Fasnacht, die man damals eher Fasching nannte. Angesichts der vielen Probleme wurden die gemeinsame Geschichte und das Brauchtum von zahlreichen Menschen als ein Mittel zur Herstellung einer nationalen wie gesellschaftlichen Einheit gesehen.
Gründung 1880
Im Januar 1880 gründeten drei Konstanzer Bürger - Konditormeister Carl Otto Noppel, Kaufmann Karl Schaller und Kaufmann Michael Federspiel - spontan im oberen Kees, einem Restaurant auf der Marktstätte, die "Elefanten-Actien- und Faschingsgesellschaft zu Konstanz", die erste Konstanzer Narrengesellschaft.
Der Name "AG" rührt von einer gestifteten wertlosen Aktie einer bankrotten Konstanzer Baugesellschaft her. Aktiengesellschaften waren in den 1870er Jahren allgemein groß in Mode gekommen.
Elefant
Neben dem Elefanten selbst deuten auch alle anderen damals verwendeten Utensilien auf die britische Kronkolonie Indien hin. Der Elefant stand 1880 wie die Kolonialwaren, die man zu dieser Zeit in den vielen Kolonialwarenläden erwerben konnte, für das Exotische schlechthin.
Das später immer wieder verwendete Symbol des ledernen Elefanten war ein von Herrn Vincent gestifteter, im oberen Kees auf dem Stammtisch stehender, kleiner Aschenbecher in Form eines Tischelefanten.

Papa Noppel
Unser Narrenvater Noppel wurde am 24. März 1845 in Radolfzell geboren und ließ sich 1869 in Konstanz als Konditormeister nieder. Er galt bis zu seinem Tod 1921 immer als Erznarr. Da die drei Gründer nicht mehr viel für die kurz bevorstehende Fasnacht tun konnten, zog Noppel mit einem Turban als indischer Maharadscha verkleidet 1880 alleine durch die Lokale und sammelte Spenden für seinen geplanten Elefanten: "Geld braucht´s! Geld braucht´s! Und Zeit braucht´s, Zeit braucht´s, bis der Elefant groß geworden!" An der Fasnacht 1881 wurde der lebensgroße indische Elefant mit dem Namen "Miss Betty" erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. /p>

Weitere Informationen zu Papa Noppel

Glückliche Gründerjahre
Unermüdlich warb man Mitglieder, die einen Jahresbeitrag von immerhin 1 Goldmark entrichteten. Angesichts der Kosten für Veranstaltungen reichten die so erzielten Einnahmen jedoch nicht aus. Dank eines besonderen Gönners, des Kunstmalers Joseph Vincent, wurden die meisten finanziellen Probleme der Gründerjahre allerdings immer gelöst. Er stiftete den Tischelefanten, die Präsidentenglocke und beglich manche offene Rechnung. Als weitere Insignien der Elefanten AG kamen noch das Präsidentenszepter und 1895 die von den Elefantinchen gestiftete Elefanten-Fahne hinzu.
1884 Elferrat
Als die Mitgliederzahl von 14 1881 über 100 1882 auf über 200 im Jahr 1883 anstieg, benötigte die Elefanten AG eine geordnete Struktur. 1883/84 formte deshalb Otto Müller den Elferrat nach rheinischem Vorbild. Statuten gab es jedoch bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts nicht. Dafür führten wir Mitte der 1880er Jahre die roten Fräcke ein, und die Elefantenmütze/-kappe wurde obligatorisch. Die Elefanten AG leistete sich seit 1884 eine eigene Narrenzeitung und ab Mitte der 1880er Jahre sogar einen eigenen Diener.
Veranstaltungen
Solide aufgestellt konnte die Elefanten AG sich der Brauchtumspflege und den verbindenden Elementen widmen: "Nur guten Humor und Witz, alles andere ist ausgeschlossen!" Später wurde hieraus das Motto: "Allen wohl und niemand weh!" Auf jeden Fall wollte man in den Veranstaltungen "Anstößiges, politisch oder religiös Verletzendes oder sonst irgend etwas Beleidigendes" vermeiden.
Vereinzelte Maskenbälle oder humoristische Abende wurden an der Konstanzer Fasnacht damals zwar auch von anderen organisiert, jedoch weder im Umfang noch in der Regelmäßigkeit wie nun bei der Elefanten AG.
Als Erstes entstanden Anfang der 1880er Jahre die Elefanten-Herrenabende in verschiedenen Lokalen. Sie wurden als Kappenabende mit einem "Elefanten-Lampionsumzug mit Musik" zum jeweiligen Lokal vor der eigentlichen Fasnacht abgehalten. Ab 1889 kam hierbei sogar ein kleines Feuerwerk hinzu.
Die regelmäßigen Elefantenbälle wurden im Festsaal des Inselhotels durchgeführt. Die Maskenbälle fanden oft im Kreuzgang des Inselhotels statt. Ab 1888 kamen die Damenabende im "Inselsaale" hinzu, die mit Tanz verbunden waren. Ab 1890 wurden die Elefantenredouten mit Preisverleihung für das beste Kostüm im Inselhotel abgehalten.
Das erste Elefanten-Konzert - eine Großveranstaltung für damalige Verhältnisse - wurde 1911 organisiert. Seit 1913 hielt man die meisten Großveranstaltungen im neuen, großzügig ausgebauten Konzil ab. Im Barbarossa fanden die Elfer- und Elefantenfrühschoppen statt.
Obwohl in den 1880er Jahren weitere Narrenvereine gegründet wurden, fanden damals fast alle Veranstaltungen der Elefanten AG in überfüllten Lokalen statt. Dies belegt, wie groß die Nachfrage nach Derartigem war, und verdeutlichet, warum die Elefanten AG so schnell in der Konstanzer Fasnacht aufstieg.
Immer wieder hielt die Elefanten AG im alten Posthof an der Marktstätte während der Fasnachtstage "Ausstellungen" und "Messen" ab. Mit den daraus erzielten Einnahmen versuchten wir die aufwändigen öffentlichen Umzüge zu finanzieren. Diese von der Elefanten AG organisierten Umzüge fanden zwischen 1883 und 1895 fast jährlich statt.

1900-1910 Wirtschaftskrise und Finanzprobleme
Anfang der 1890er Jahre wurde der Kulminationspunkt vor dem ersten Weltkrieg erreicht. Die Elefanten legten 1892 das Goldene Narrenstammbuch an. Und 1893 vermerkte die Konstanzer Zeitung: "Unsere Elefanten haben das Verdienst, die Quelle unserer schönen Faschingstage zu sein."
Zwar wurden schon früh aktuelle Themen und Ereignisse, die viele Menschen bewegten, in der Fasnacht aufgegriffen, quasi ein buntes Kaleidoskop der Weltereignisse. Aber oft handelte es sich auch um historische Umzüge mit malerisch romantischen Bildern, vor allem aus der Stadtgeschichte. Diese "lebenden Bilder" auf den Umzügen waren, trotz aller Eigenleistungen der Mitglieder, sehr teuer in der Erstellung. So waren am Elefanten-Umzug 1885 400 Personen und 120 Pferde beteiligt.
Schon in den Jahren 1882, 1888, 1896 und 1899 litt die Elefanten AG bereits so große finanzielle Not, daß man keinen Umzug organisieren konnte. Nach 1900 wirkten sich die Wirtschaftskrisen massiv auf die Fasnacht aus. Die Elefanten AG konnte nur noch zu den eigenen Jubiläumsfeiern, und nur mit den anderen 30-35 Konstanzer Vereinen zusammen, einen Umzug finanzieren. Aber selbst dann hatten wir noch lange die Schulden abzutragen. Sogar die allgemeine Beteiligung an den Saalveranstaltungen, und in der Folge auch die Einnahmen, nahmen merklich ab.

Schnurren und die Straßenfasnacht
Gleichgültig wie schlecht die finanzielle Lage auch war, in jedem Jahr seit der Gründung ging der Elferrat als originelle Gruppe verkleidet am Schmotzigen Dunschtig auf die Konstanzer Straßen zum Schnurren und Geldsammeln für die Umzüge. Von Anfang an war die Straßenfasnacht das zweite Standbein der Elefanten AG neben der Saalfasnacht.
1914 hatten sich die wirtschaftlichen Wolken etwas gelichtet und die Elefanten AG führte nochmals eine größere Fasnacht mit Umzug durch.

Text: Dr. J. Schuhmacher, Bilder: Archiv der EAG